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Endlich wieder Summer School in Indien!

In diesem Jahr war es endlich wieder soweit und eine Gruppe von 20 bayerischen Studierenden konnte mit der Summer School Südindien bereisen und erleben.

Wir freuen uns sehr, dass die diesjährige Summer School 2022 wieder in Präsenz stattfinden konnte. 20 Studierenden erlebten mit dem BayIND Südindien. Zwei Jahre lang hat die weltweite Coronasituation unsere Studierenden die Summer School vor dem Bildschirm erleben lassen, doch am 04. September 2022 kamen die Studierenden nun endlich in Bangalore an und die Summer School konnte starten.

Bangalore ist die Hauptstadt des Bundesstaates Karnataka und war das erste Reiseziel der diesjährigen Summer School. Von hier aus ging es mit dem Bus zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten, mit dem Zug nach Mysore und mit dem Flugzeug nach Kochi.

Bestandteil der Summer School waren Besuche bei Unternehmen, Organisationen und Projekten. Ein abwechslungsreiches Programm erwartete unsere Studierenden zu ökologischer Landwirtschaft, innovativen Batterien und Wassergewinnungsanlagen. Hinzu kam die Kooperation mit der Universität Ramaiah University of Applied Science Bengaluru (RUAS) vor Ort. Die Studierenden nahmen an verschiedene Präsentationen und Vorträgen zum Thema Nachhaltigkeit und Design Thinking an der Universität teil. In bayerisch-indischen Arbeitsgruppen, die von indischen Professoren betreut wurden, arbeiteten die Studierenden gemeinsam an verschieden Projekten.

Auch kulturell hatte das BayIND einiges geplant und die Studierenden konnten zusammen mit den indischen Studierenden den Geburtstag Ganeshas mit Tanz und Musik feiern, besuchten Tempelanlagen und den Mysore Palace. Sie konnten interkulturelle Erfahrungen sammeln, ihre Fremdsprachenkenntnisse verbessern und wuchsen in den 2,5 Wochen als Gruppe zusammen.

Hier findet ihr den ausführlichen Bericht unserer Summer School Teilnehmerin Vera Tonn:

Go India - Route 2022           
Unser Abendteuer Go India Summer School 2022 startete am 03.09.2022 und dauerte drei Wochen, die intensiver kaum hätten sein können. Der Startschuss fiel in Bangalore an der Ramaiah University, an der in den ersten beiden Wochen halbtags die Vorlesungen und Projektarbeiten stattfanden. Die restliche Zeit waren wir auf Firmenbesuchen oder besichtigten verschiedene Projekte in Bangalore und Umgebung (dazu unten mehr). Am ersten Wochenende ging es für einen mehrtägigen Ausflug mit dem Zug nach Mysore. Dort stand mit Besichtigung des Mysore Palace, zweier Tempel und des Marktviertels in Mysore eher der kulturelle Teil der SummerSchool im Vordergrund. Nach einer zweiten Woche in Bangalore und nach Abschluss der Projektarbeit an der Ramaiah University ging es mit dem Flugzeug nach Kochi. Kochi, bzw. Cochin ist eine schöne Hafenstadt im Bundesstaat Kerala. Nach zwei Tagen Pause mit Backwatertour ging es von hier aus per Bus weiter nach Munnar. Die kleine Stadt liegt weiter im Landesinneren in den Bergen und ist umgeben von Teeplantagen und Nationalparks. Bei einer Halbtagswanderung durch das Gebiet der Elefanten wurden auch die Natur- und Wanderfans glücklich. Zu guter Letzt ging es wieder zurück ans Meer nach Kochi. Hier endete die SummerSchool mit einem gemütlichen Abend mit Abschlussessen.

Ramaiah University Bangalore:        
Der Campus der Ramaiah University of Applied Sciences im Nordwesten von Bangalore (Bengaluru) war für fast zwei Wochen das Zentrum der SummerSchool. Hier trafen wir uns mit den indischen Studierenden für die Gruppenarbeit, hier fanden die Lectures statt und hier war auch der Treffpunkt für unsere Exkursionen per Bus.            
Gleich nach der Begrüßung am ersten Tag hatten wir unsere erste Lecture. Die Vorlesungen standen alle unter dem Thema Sustainability & Design Thinking und als angehende Umweltingenieurin war es für mich besonders spannend, andere Sichtweisen auf das wichtige Thema der Nachhaltigkeit zu bekommen. Die Referenten waren dabei sehr gut ausgesucht, mit verschiedenen Hintergründen von Biodiversität über Landwirtschaft bis Wirtschaft & Unternehmensgründung.         
Auch die indischen Studierenden haben wir gleich zu Beginn kennengelernt. Gemeinsam sind wir in unsere vier Arbeitsgruppen gegangen, die jeweils ein Thema im Bereich Sustainability & Design Thinking bearbeitet haben. Meine Gruppe hatte die Aufgabe, Lösungen zu erarbeiten, wie der Wasserverbrauch von Osmose- Wasserfiltern reduziert werden kann. In Indien kann man das Wasser, dass aus dem Hahn kommt, nicht trinken. Daher werden Wasserfilter angeschlossen, die das Wasser im Haus reinigen. Das Problem ist, dass die am häufigsten verwendeten Osmose-Wasserfilter zum einen sehr viel Wasser verbrauchen (auf 1 Liter gereinigtes Trinkwasser kommen 3 Liter nichtgenutztes „Abwasser“, welches entsorgt wird). Zum anderen ist auch diese günstigste Art der Wasseraufbereitung noch verhältnismäßig teuer (18.000 Rupien plus Nebenkosten/ Wasserfilter für 5-7 Jahre Laufzeit bei einem Einkommen von 20.000 - 25.000 Rupien/ Monat (mittlere bis gehobene Arbeiterklasse)). Unsere Lösungsvorschläge haben wir zusammen mit den anderen Gruppen am Schluss unserer Zeit an der Ramaiah University im Plenum präsentiert.
Durch die intensive Zeit in der Gruppenarbeit haben wir nicht nur Einblicke in die Arbeitsweise der indischen Studierenden bekommen, auch der Spaß ist nicht zu kurz gekommen. Sich u.a. mit den InderInnen auf ihren Rollern durch den Verkehr von Bangalore zu schlängeln, um sich in einem Wasserfilter-Store beraten zu lassen, ist tatsächlich ein Erlebnis :).

Firmenbesuche & Projekte:  
Neben dem großen Block an der Hochschule, haben auch die Firmenbesuche einen großen Teil unserer Zeit eingenommen. Dabei reichte die Spanne von Log9, einem Start-up für Batterien und Elektro-Lieferfahrzeuge in Bangalore bis Infosys, dem zweitgrößten Technologieunternehmen Indiens (wir waren zu Besuch am Campus in Mysore). Grade diese breite Spanne machte mit den Reiz aus. Zum einen konnte man Einblicke in die sehr aktive Gründerszene in Bangalore bekommen und alle Fragen rund um das Gründen und Start-Ups stellen. Zum anderen konnte man aber auch den Campus von Infosys mit seinen riesigen Training Facilities bewundern und was alles möglich ist, wenn große Unternehmen erstmal anfangen in einen Campus und ihre Mitarbeiter zu investieren. Bei allen Firmenbesuche galt es aber vor allem auch, Kontakte für die Zukunft zu knüpfen und sich zu vernetzten.      
Nicht nur Firmenbesuche standen auf unserem Programm, auch ökologische und soziale Projekte wie der Besuch einer Public School, einem Water Project außerhalb von Bangalore zur Speicherung von Niederschlägen, einer Öko-Farm, die ökologischen Landbau betreibt, ein Umweltbildungszentrum bei Munnar und vor allem Akshaya Patra. Akshaya Patra ist eine NGO die sich dafür einsetzt, dass Schulkinder an eher armen staatlichen Schulen ein abwechslungsreiches Mittagessen bekommen und nicht Hungen müssen. Neben einer Führung durch das Büro in Bangalore, durften wir auch eine der Großküchen besuchen, in denen das Essen für die Kinder zubereitet wird. Allein diese eine Küche kocht jeden Tag Essen für 40.000 Schulkinder in Bangalore. Insgesamt versorgt Akshaya Patra in Indien so ca. 2 Mio Schulkinder pro Tag mit einer Mahlzeit.

Kulturelles Programm:          
Natürlich stand auch Kultur auf unserer Liste. Allein schon, weil wir zwei hinduistische Feste miterleben durften: Zum einen Ganesha (die Feierlichkeiten zum Geburtstag des Gottes Ganesh), zum anderen Onam (Fest der Ernte am Ende der Monsunzeit). Beide Feste wurden auch an der Universität ausgiebig gefeiert.         
Neben den Feierlichkeiten an der Universität stand auch die Besichtigung mehrerer Tempel auf dem Programm. Besonders beeindruckend war die Führung, die wir durch einen Tempel in Bangalore bekommen haben. Dort konnten wir dem Morning Service der Mönche beiwohnen. Wichtigste Erkenntnis: den Hinduismus gibt es nicht, es gibt eine unglaubliche Vielfalt an Strömungen, regionalen Unterschieden und Gottheiten. Und diese Vielfalt prägt auch die Tempelanlagen in den Staaten Karnataka und Kerala.

Neben den Tempelanlagen haben wir auch eine Teefabrik in Munnar besichtigt, hatten eine Führung durch einen Spice Garden und natürlich sind wir tief in die Küche (Süd-)Indiens eingetaucht. Auch für eine Yoga-Session und Meditation nahmen wir uns Zeit, ebenso für einen Besuch im Konsulat der Bundesrepublik Deutschland in Bangalore, bei dem wir viel über internationale Beziehungen, Aufgaben eines Konsulats und deutsche Diplomatie im Ausland erfahren durften. Zu guter Letzt wanderten wir noch auf den Spuren von Elefant (und Tiger) in den Westghats Keralas.

Das klingt jetzt alles ziemlich umfangreich für drei Wochen, aber durch die gute Organisation hat sich das nicht so anstrengend angefühlt, wie es sich jetzt liest. Das lag sicher auch an der mega coolen Gruppe, mit der ich in der Zeit dort unterwegs sein durfte. Man wächst schnell zusammen und es findet sich immer jemand, mit dem man in der freien Zeit Shoppen, Essen oder einfach durch die Stadt gehen kann. Yoga, Karaoke oder Poolparty – wir waren für alles zu haben.

Fazit:
Mich hat die Go India SummerSchool begeistert. Ich war schon in einigen asiatischen Ländern unterwegs, aber Indien ist ein so vielfältiges Land, dass es neue Maßstäbe setzt. Jedem, der eine Einführung in diesen bunten Subkontinent haben, neue Kontakte knüpfen und die Perspektive sowohl im kulturellen als auch im ökologischen, sozialen und gesellschaftspolitischen Bereich wechseln möchte, dem kann ich die SummerSchool nur ans Herz legen. Ich habe in diesen vier Wochen (ich war selbst noch eine Woche solo in Goa unterwegs) so unglaublich viel über Indien gelernt, dass man es kaum „Semesterferien“ nennen kann. Dazu kommt der Spaß, den wir als Gruppe hatten, egal ob in unserem Adventure-Bus, auf den Märkten oder mit den indischen Studierenden. Auch die Organisation war top, und dass man sich nicht selbst um Unterkünfte usw. kümmern muss macht doch einiges leichter. Während der Zeit dort bekommt man einen einzigartigen Aufenthalt in Indien – und ich würde jederzeit wieder fahren!